ROMAN
Sandbach, der Erzähler, dessen Lebensgeschichte trotz aller Brüchenicht Gefahr läuft, sich in Geschichten zu verlieren, gerät auf einer Cornwall-Fahrt an die Geschichten von Katherine Mansfield. Ein Zufall? Während Sandbach in zunehmendem Maß sich nicht nur am und mit dem Schreiben zu orientieren versucht, probiert er auch Möglichkeiten des Erzählens aus, verwirft sie, spielt mit Geschichten in einer Art, die daran erinnert, daß Literatur immer auch etwas von einem Spiel an sich hat, in dem Gewesenes, Mögliches und die unzähligen Zwischentöne, die beides verbinden, wie im Flug überquert werden können.Was dabei herauskommen kann,zeigt dieser Roman. Er erzähltunter anderem die Lebensgeschichte einer 1923 vierunddreißigjährig verstorbenen Schriftstellerin, die nicht nur in ihrer Literatur, sondern auch im Leben ständig wechselnde Identitäten ausprobierte und mit einer auf momentane Impressionen gerichteten Wachheit auchsich selbst immer wieder neu zusammensetzte.Daß dies deshalb nicht etwa eine Mansfield-Biographie geworden ist, liegt am Erzähler und daran,daß er sich nicht bloß der Figur Katherine Mansfield, sondern auch sich selbst, der Landschaft und den Menschen, die dort leben, wo er lebt, zuwendet.
erschienen 1985 im
Residenz Verlag
ISBN: [3-7017-0398-1]
Auf den Spuren von Katherine Mansfield Über "Einundsiebzigundein Leben" schrieb der 1953 in Oberösterreich geborene Germanist Erwin Einzinger in dem vor zwei Jahren im Residenz-Verlag erschienenen Buch mit dem umständlichen Titel "Das Erschrecken über die Stille, in der die Wirklichkeit weitermachte". Eigenwillig wie diese, in kurze Szenen zerfallende eschichte, ist auch der vorliegende Roman Kopfschmuck für Mansfield", der die ebensgeschichte des Erzählers Sandbach mit aten aus der Vitae der Neuseeländischen Erzählerin Katherine Mansfield verknüpft.
Es ist angebracht, vorsichtig zu formulieren. Einzinger hat keine Biographie der früh verstorbenen Meisterin der englischen Short-Story geschrieben. Er läßt vielmehr seinen Protagonisten Sandbach während einer Reise durch Cornwall, wo sich Katherine Mansfield zu häufigen Kuraufenthalten aufhielt, auf deren Geschichten stoßen, die Sandbach verändert sich zu eigen macht. Verwandte Bezüge: auch Sandbach neigt zu gelegentlicher leichter Schwermut, übt sich darin, schreibend seine Beziehung zur Welt zu klären, wobei Stimmung und Gefühl, in zarter Heiterkeit angedeutet, wichtiger sind als greifbare Realitäten. "Von fern ein schwebender und sich im Wind verlierender Gesang", heißt es in der Beschreibung eines Sommertages und "ruhig trieben die Tage dahin", "Alles wie hinter Glas gesprochen". Eine poetische Prosa voll von impressionistischen Lyrismen, die in sparsamer Genauigkeit aneinandergereiht sind. Aus dem eigenen Erleben von Sandbach, der nach dem Dienst in einer psychiatrischen Klinik in einer Großgärtnerei arbeitet, danach Schlagbohrer verkauft und nebenbei schriftstellert, und den unvermittelt gegenübergestellten problematischen Lebensumständen der kranken Katherine Mansfield wächst eine komplexe, nicht leicht zu entwirrende Geschichte. "Sie fühlt sich wie eine in einen Milchkrug gefallene Fliege, herausgefischt, aber noch zu sehr voll von Milch, um mit dem Putzern zu beginnen. Vom Fliegen ist schon gar nicht die Rede. Sobald ihr Zimmer gemacht ist, will sie zu schreiben beginnen, Müde, deprimiert, aber draußen Knospen, Schönheit. Also!", So eine Passage über die Erzählerin Mansfield; pointiertes, mit feiner Ironie durchsetztes Sprechen ist das, dessen Reiz sich der Leser, hat er erst Zugang zu dem gedankenreichen Buch gefunden, nicht entziehen kann.